Wie wo was ? Anstellgut, wo bekomme ich das denn her ?

Roggen-Sauerteig Anstellgut selbst herstellen

… oder genauer, wie mache ich mein eigenes Roggen-Sauerteig-Anstellgut für mein ganz speziell eigenes Sauerteig Roggenbrot?

Am Einfachsten ist, ihr lasst euch einen „Ableger“ von jemanden machen, der schon Anstellgut hat und ein Sauerteigbrot macht. Der kann euch einfach von dem frischen Sauerteig ein bisschen abgeben. Als Anstellgut, in einem kleinen Glas im Kühlschrank. Oder von getrocknetem/haltbar gemachtem Sauerteig.

Wie man Sauerteig-Anstellgut haltbar macht bzw. aufbewahrt und wieder reaktiviert könnt ihr hier lesen : https://robert-metzler.com/?p=19

Wer es aber selber machen will, liest hier weiter.

Was brauche ich :

  • Roggen-Vollkorn-Mehl
  • lauwarmes Wasser
  • Zeit

Ja, das ganze ist etwas Zeitaufwändig, und es dauert ca. eine Woche, bis ihr dann ein dauerhaft funktionierendes Roggen-Sauereig-Anstellgut habt.

Warum ?

… wenn ich auch Sauerteig im Päckchen oder als Trockenpulver im Supermarkt kaufen kann ?

Ganz einfach : Das aus dem Supermarkt sind inaktivierte Kulturen, und man benötigt immer Hefe dazu. Lebendiger Sauerteig ist bekömmlich, Hefe macht das Ganze immer unbekömmlicher. Und : komplett Natürlich, voll Retro quasi 😉

Im Prinzip ist Sauerteig auch HEfe, bzw. diverse Hefen. Diese kommen aus der Umgegend, sogenannte Spontanhefen. Sozusagen die Hefen die auf dir und in deiner Umgebung leben und deren Sporen durch deine Umgebungsluft fliegen.

Desshalb sagen manche, schmeckt Brot aus dem selbst gezogenen Sauerteig einem selber am Besten. Weil, das ist quasi die eigene Note 😉

Wie macht man das nun ?

Wir starten am 1. Tag

25g lauwarmes Wasser in einer kleineren Schüssel, die am Schluss so 300g gut aufnehmen kann, geben. Dann 25g Roggenmehl dazugeben und verrühren.

24h abgedeckt und bei 24-26°C rum stehen lassen.

Für die faulen Cheater : Am ersten Tag statt mit Roggenmehl, mit trocken Sauerteig Pulver starten. Das schubst alles in die richtige Richtung an, dass es zuverlässiger geht. Evtl. reichen dann schon 1-2 Tage weniger, bzw. nach 6 Tagen hat euer Anstellgut mehr Triebkraft als es sonst der Fall wäre.

Für die Trinker Cheat: Ein paar (WENIGE! 3 rum) Tropfen Bier startet den Teig evtl. mit ein paar Bierhefen euerer Lieblingsbrauerei. Da der Alkohol die Hefen aber tötet, ist da schnell zu viel genommen, und es macht euer Vorhaben komplizierter oder es wird leichter nichts. Tropfen ist wesentlich weniger als 1/2 Liter, sogar wesentlich weniger als ein Schnapsglas. Tropfen, so wie in Regentropfen. Nicht wie in: wir gehen in die Kneipe und trinken nen Tropfen.

Tag 2 :

25g lauwarmes Wasser dazugeben und verrühren.

25g Roggenmehl dazugeben und verrühren

Wieder 24h abgedeckt und bei 24-26°C rum stehen lassen.

Tag 3 -6 :

Ergebnis kontrollieren. Schimmelt es oder riecht es unangenehm, dann alles wegwerfen und von Vorne anfangen, bei Tag 1 😉

Kontrolle, der Teig sollte angenehm säuerlich riechen, nach 2-3 Tagen vielleicht auch ganz leicht Alkoholisch. Klar, die Hefen machen ihre Arbeit.

25g lauwarmes Wasser dazugeben und verrühren.

25g Roggenmehl dazugeben und verrühren

Wieder 24h abgedeckt und bei 24-26°C rum stehen lassen.

Tag 7 :

Fertig !

Der entstandene Teig sollte jetzt schön Blasen haben, fast schon Schaumig sein.

50g davon in ein Glas und in den Kühlschrank, das ist jetzt euer Anstellgut.

Den Rest bekommen dann normal die Schweine. In Ermangelung von Schweinen kommt es in den Biomüll.

Muss aber nicht „verschwendet“ werden, die richtig Harten backen daraus gleich ihr erstes Sauerteigbrot : Ihr nehmt einfach den Rest und benutzt das direkt als Sauerteig, gebt etsprechend Mehl und Wasser dazu so dass es gleich den Sauerteig Brotteig gibt. Gären lassen 5h und backen.

Wenn ihr 6 Tage gezogen habt, jeweils 25g Wasser und Mehl, und am Schluss 50g Teig als Anstellgut weggenommen habt, müsstet ihr somit 125g Roggenmehl und 125g Wasser schon in dem „Restteig“ haben. Ihr könnt somit das ganz normale Roggenteig-Brot Rezept https://robert-metzler.com/?p=22 backen, wenn ihr berücksichtigt wieviel Mehl und Wasser ihr schon habt.

Roggen-Vollkorn Sauerteigbrot selber backen

Roggen-Vollkorn Sauerteig Brot selber backen.

Allgemeines

Das hier vorgestellte Vollkorn-Roggen Sauerteig Brot verwendet ausschließlich einen natürlichen Sauerteig, ohne zusätzliche Hefe.

Es kann 100% Roggen verwendet werden.

Verwendung von im Supermarkt erhältlichem, fertigen Sauerteig als Trockenmischung oder Flüssig ist für dieses Rezept nicht geeignet !

Die gesammte Prozedur erstreckt sich über 2 Tage !

Sauerteig

Man beginnt mit der Herstellung des Sauerteiges

Hier in diesem Schritt entsteht der typische Sauerteiggeschmack.

Dazu wird folgendes benötigt

Anstellgut in ein Gefäß geben, lauwarmes Wasser hinzufügen und vermischen.

Dann Mehl zufügen und alles zu einem glatten Teig vermischen.

Kneten ist nicht notwendig.

Über Nacht im warmen, 23-26 Grad gehen lassen, ca. 10-12h.

Sauerteig Brot

Den Sauerteig vom Tag vorher überprüfen, dass er schön aufgegangen ist und Blasen wirft.

Nicht vergessen, jetzt 50 g vom Sauerteig abzunehmen, in das sauber geputzte, spülmittelfreie Glas zu geben, und für das nächste Mal als Anstellgut wieder im Kühlschrank zu verstauen !

Anstellgut für das nächste Mal in einem Glas in den Kühlschrank stellen.

Weitere Zutaten hinzugeben

  • 250 g lauwarmes Wasser zum Sauerteig geben und mischen
  • 250 g Roggen-Vollkorn Mehl oder Roggen Mehl
  • weitere 250 g Roggen-Vollkorn oder anderes Mehl
    • Roggen-Vollkorn Mehl – der unverwechselbare Geschmack, aber das Brot wird „kompackt“, manche sagen auch „hart“ 😉
    • Einfaches Roggen Mehl – ähnlich wie Vollkorn Roggen
    • Weizen Mehl – macht das Brot geschmeidig, es geht mehr auf und wird luftiger
    • Dinkel Mehl
    • Mischung aus Mehl und Körnern
  • ca. 30 g Honig
  • 15 g Salz oder 20 g Meersalz
  • ca. 10-20 g Brotgewürze
    • Hier kann eine Fertigmischung für Roggenbrot genommen werden
    • Oder eine eigene Mischung aus Koriander, Fenchel, Kümmel
    • Evtl. Anis und/oder Kardamom
    • Nach persönlichem Geschmack
    • Zu viel macht Bitter !

Kneten

  • Alles zu einem glatten Teig gut verrühren
  • Kneten und formen wie der Profi ? Naja, ich mache das frei Schnauze 😉
    • Verwendet man nur Roggenmehl, muss man nicht wirklich kneten
    • Hat man Weizenmehl hinzugefügt, ist ca. 6-10min kneten (auf die Uhr schauen !) notwendig, am Besten mit einem Rührer mit Knethaken, bis der Weizen seine Klebestoffe freisetzt. Es darf nicht zu kurz aber auch nicht zu lange geknetet werden, damit der Teig in dem Fall seine richtige Konsistenz bekommt. Man merkt es an der Konsistenz des Teiges, die sich während des Knetens verändert.

Aus dem Teig einen Laib formen, gut mehlen und in einem geeignet großes, gemehltes und evtl. mit Backpapier oder einem Tuch ausgelegtes Gefäß geben. Ideal ist hier ein passend großes Gärkörbchen. Mit einem Tuch abdecken.

Tipp Kneten und Formen :

  • Um den Brotlaib zu formen, ist es Praktisch den Teig etwas länglich platt zu drücken und dann die langen Enden jeweils links und rechts zu einem „Quadrat“ einzuschlagen wie so ein fettes Stück Papier. Dann 90 Grad drehen und nochmal das selbe Spiel. Immer schön mehlen zwischen drinnen. Knetorigami quasi 😉
  • Nach 2-3 Mal dann das Viereck einfach an den Seiten bissl rund quetschen.
  • Fertig ist ein schöner Laib !
  • Wie ihr im Bild sehen könnt, kommt der Laib dann mit den Falten vom Falten nach oben in den Gärkorb. Später wird der Korb gestürzt und der Laib mit den Falten nach unten in den Ofen eingeschossen.
  • Man kann auch die Falten nach unten machen, dann kommen diese später beim Stürzen im Ofen nach oben. Dann reißt das Brot mit mehr „Furchen“ später rustikal Zufällig auf. Das gibt dann eben einen schön Rustikalen look und mehr Kruste. Andersrum kommt die eher glatte Seite nach oben und das Brot wird auch eher glatter.

Teig gehen lassen

3-5h an einem 25°C warmen Ort im Gärkörbchen oder dem Gefäß gehen lassen.

Backen

Ofen, am Besten mit einem Pizzastein oder Schamottstein auf 250°C aufheizen, bzw bis zu 300°C wenn es der Ofen her gibt.

Der Stein stell sicher, dass beim einschießen des Brotes genug Wärme gespeichert ist, damit die Temperatur nicht zu schnell fällt.

Brot aus dem Körbchen Stürzen und nach Wunsch einschneiden.

Mit Schieber o.ä. in den Ofen einschießen.

Eventuell oben etwas einschneiden. Hat man es eher gerne Rustikal zufällig Aufgerissen, dann nicht.

Ofen nach 5-10min auf 200°C herunter stellen.

Das simuliert die „fallende Hitze“ eines Holzofens.

Bei 250°C Anfangstemp0eratur, 60-70min backen.

Bei 300°C Anfangstemperatur, 50-60min backen.

Brot aus dem Ofen nehmen. Es ist durchgebacken, wenn es sich direkt nach dem Herausnehmen beim klopfen hohl anhört.

Sauerteig Anstellgut aufbewahren

Sauerteig Anstellgut managen

Anstellgut Aufbewahrung

Einfrieren ist für Sauerteig im Gegensatz zu Hefe keine gut funktionierende Methode.

Folgende 2 Methoden haben sich aber als Sinnvolle Aufbewahrungsmethoden herausgestellt, und können auch durchaus parallel genutzt werden, damit euer Anstellgut nicht mal aus versehen „verloren“ geht.

  1. Frisch im Kühlschrank aufbewahren – 2 Wochen
  2. Trocken aufbewahren – „Gerstl“ herstellen – 1 Jahr und mehr

Frisch im Kühlschrank aufbewahren

Man nimmt vom fertigen Sauerteig, wenn man gerade backt, einfach ca. 50g ab und gibt es in ein sauberes Glas mit Deckel und dann ab in den Kühlschrank.

Das hält zum direkt wieder verwenden mindestens ca. 1 Woche.

Es sollte spätestens nach 2 Wochen zumindest „gefüttert“ werden.

Wenn es 2 Wochen öder älter ist, sollte es vor der Verwendung „aufgefrischt“ werden.

Nach 4 Wochen ist es wahrscheinlich langsam mal kaputt.

Trocken aufbewahren – „Gerstl“ herstellen

Anstellgut unbedingt vorher auffrischen, siehe unten !

Je nach gewünschter Menge an Trocken-Sauerteig vom Anstellgut 25-50gr oder gar mehr abnehmen.

Dann mit der 4-5-fachen Menge Roggen-Vollkornmehl vermischen, solange, bis es eine trockene, fein-krümelige Konsistenz hat. Ich mache das mit einem entsprechenden Gummilöffel.

Getrocknetes Anstellgut wieder „Aufwecken“

Wie mache ich nun aus meinem „Gerstl“ wieder ordentliches Anstellgut ?

25g von dem Gerstl nehmen, und dann am Besten 2 Mal hintereinander die Auffrisch-Prozedur unten durchführen.

Das kann in 24h gemacht werden, wenn man am ersten Tag früh morgens das erste Mal auffrischt und bis zum Abend gehen lässt, und dann mit 25g davon nochmal über Nacht.

Anstellgut auffrischen

Das Anstellgut auffrischen stellt sicher, dass genügend vitale Hefen und Milchsäurebakterien im Sauerteig leben, damit es ordentlich Triebkraft hat, und somit später ein schön aufgegangenes und lockeres Brot gibt.

Es gibt hier sicherlich mehrere Methoden.

Ich mache das so :

  • 25g von dem „alten“ aber noch lebendigen Anstellgut in eine Schüssel
  • Mit 50g lauwarmem, nicht heißem Wasser aufgießen und verrühren
  • 50g Roggen-Vollkornmehl / Roggenmehl dazugeben
  • Verrühren bis der Teig glatt ist, es muss nicht ausführlich geknetet werden, es sollte nur gut vermischt sein und eine glatte Masse ergeben
  • Über Nacht, ca. 10-12h, im warmen stehen lassen
    • Mind. 23 besser eher 25 Grad im Wohnzimmer / Küche
    • Evtl. auf die Heizung, aber ein Handtuch unterlegen und sicherstellen dass es nicht zu warm wird.
    • Weniger wie 23 Grad kann euere Kultur ruinieren, da dann die Essigsäure dominieren kann und die Triebkraft schlecht wird.
    • Mehr wie 30 Grad sollte es auch nicht sein, da sonst die Kultur abstirbt.
    • Ideal 25-30 Grad
  • Je wärmer desto kürzer, das Volumen sollte sich ca. verdoppeln, dann ist es lange genug.

Am nächsten Tag sollte die Masse aufgegangen sein und schön schaumig geworden sein. Außerdem sollte es angenehm, leicht alkoholisch, und leicht säuerlich riechen.

Wenns stinkt oder schimmelt – unbrauchbar, wegwerfen !

Von der Masse ca. 50g in ein sehr sauberes, spülmittelfreies, kleines Glas mit Deckel geben, und wieder ab in den Kühlschrank.

Fertig ist das neu aufgefrischte Anstellgut.

Anstellgut füttern

Ist das Anstellgut schon 2 Wochen alt und man kommt nicht zum Backen und es muss schnell gehen, dann kann man das Anstellgut füttern, damit es nicht kaputt geht. Dazu kann man ca. 25gr Wasser und die selbe Menge Roggenmehl geben und verrühren und wieder in den Kühlschrank stellen.

Alternativ, ganz schnell, kann man auch einen TL Zucker nehmen, hält dann aber nicht so lange.

Füttern muss man dann jede Woche.

Das ist wirklich nur eine absolute Notlösung, und wird die Qualität eueres Anstellgutes sicherlich verschlechtern.

Nach ein paar wenigen Wochen sollte man das Anstellgut wie oben zumindest richtig auffrischen.

Für längeres Aufbewahren sollte man dann lieber wie oben beschrieben, das Anstellgut trocken haltbar machen. Das ist definitiv die bessere Variante !